Studienhilfe

Wie du Literaturrecherche systematisch angehst: von der Fragestellung bis zur Quellenliste

Wie du Literaturrecherche systematisch angehst: von der Fragestellung bis zur Quellenliste

Eine gute Literaturrecherche ist kein Zufallsprodukt: Sie ist planbar, systematisch und — mit ein paar Tricks — deutlich effizienter. In diesem Text beschreibe ich meinen persönlichen Ablauf, den ich in Schule, Nachhilfe und Hochschule immer wieder benutze. Er begleitet dich von der Fragestellung bis zur fertigen Quellenliste und enthält konkrete Tools, die mir die Arbeit erleichtern.

Fragestellung präzisieren

Alles beginnt mit einer klaren Frage. Bevor ich auch nur eine Suche starte, formuliere ich das Forschungsziel in einem Satz. Das zwingt zu Präzision und verhindert, dass ich mich in irrelevanter Literatur verliere. Hilfreiche Fragen, die ich mir stelle:

  • Was genau will ich wissen?
  • Welche Teilfragen ergeben sich daraus?
  • Welche Begriffe und Synonyme beschreiben das Thema?
  • Beispiel: Statt „Klimawandel und Landwirtschaft“ formuliere ich „Wie beeinflussen veränderte Niederschlagsmuster die Maiserträge in Süddeutschland zwischen 2000 und 2020?“ Diese Eingrenzung hilft bei der Auswahl der Datenbanken und Suchbegriffe.

    Suchstrategie entwickeln

    Eine durchdachte Suchstrategie spart Zeit. Ich arbeite mit einer Mischung aus Schlüsselwörtern, Booleschen Operatoren und Filtern. So gehe ich vor:

  • Erstelle eine Liste von Schlüsselwörtern inklusive Synonymen und verwandter Begriffe.
  • Nutze Boolesche Operatoren: AND für Verknüpfungen, OR für Synonyme, NOT zum Ausschluss.
  • Verwende Platzhalter (*), um Wortvariationen zu finden (z. B. „agricult*“ für agriculture, agricultural).
  • Ich schreibe mir oft Suchen in einem einfachen Textdokument vor, damit ich sie später wiederverwenden oder anpassen kann. Beispiel einer Suchanfrage für Google Scholar oder eine Bibliotheksdatenbank:

  • „(Mais OR Maize) AND (Ertrag OR yield) AND (Niederschlag OR precipitation) AND (Süddeutschland OR Bavaria)“
  • Auswahl der Quellen und Tools

    Wo ich suche, hängt von meinem Thema und dem Zugangsrecht ab. Hier meine Favoriten:

  • Google Scholar — schnell, breit, gut für erste Orientierung.
  • JSTOR, ScienceDirect, SpringerLink — wenn die Hochschule Zugang hat, sehr nützlich für Fachartikel.
  • Datenbanken der Universitätsbibliotheken — oft spezialisierte Treffer und Filteroptionen.
  • Fachdatenbanken wie PubMed (Medizin), ERIC (Pädagogik) oder AGRIS (Landwirtschaft).
  • Dissertationen und Abschlussarbeiten über nationale Repositorien (z. B. DART-Europe, theses.fr).
  • Graue Literatur (Berichte, Behördenpublikationen) z. B. auf Websites von Umweltämtern oder dem Statistischen Bundesamt.
  • Wichtig: Nicht jede Quelle ist gleichwertig. Ich bewerte jede Arbeit nach Autorität (Wer schreibt?), Aktualität (Wann wurde veröffentlicht?), Methode (Wie wurden Daten erhoben?) und Zitierhäufigkeit (Hat die Arbeit Einfluss?).

    Effiziente Systematik beim Lesen

    Ich lese nicht alles komplett. Mein Vorgehen ist stufig:

  • 1. Titel und Abstract lesen — bei Unklarheit kurz Einleitung und Schluss anschauen.
  • 2. Relevante Arbeiten markieren und in eine Literaturverwaltung übernehmen.
  • 3. Bei wichtigen Quellen vollständiges Lesen und Notizen machen.
  • Für Notizen nutze ich die Cornell-Methode oder einfache digitale Notizen (z. B. in OneNote oder Notion). Wichtige Punkte, Methodik, Ergebnisse und Zitate notiere ich mit Seitenangabe — das erspart späteres Suchen.

    Literaturverwaltung: Ordnung ist alles

    Eine saubere Literaturverwaltung ist Gold wert. Ich benutze meist Zotero oder Mendeley. Beide haben Browser-Plugins, mit denen ich Quellen mit einem Klick speichern kann. Vorteile, die ich schätze:

  • Automatische Erfassung von Metadaten (Autor, Jahr, Titel).
  • Tags und Sammlungen zur thematischen Strukturierung.
  • PDF-Anhänge und Notizen direkt in der Referenz.
  • Export von Zitierformaten (APA, MLA, Chicago) für die Quellenliste.
  • Mein Tipp: Lege von Anfang an eine Ordnerstruktur an (z. B. nach Kapiteln, Methoden oder Schlagwörtern). So findest du später alles wieder.

    Kritische Bewertung und Synthese

    Wenn ich mehrere Quellen habe, vergleiche ich systematisch: Stimmen die Ergebnisse überein? Welche Methoden wurden genutzt? Gibt es widersprüchliche Befunde? Dafür erstelle ich mir oft eine Tabelle mit folgenden Spalten:

    QuelleFragestellungMethodeErgebnisseRelevanz

    Solche Tabellen kann man einfach in Google Sheets oder Excel anlegen. Sie helfen, Muster zu sehen und Lücken in der Literatur zu identifizieren — vielleicht findest du Bereiche, die weitere Forschung benötigen.

    Quellen zitieren und die Quellenliste erstellen

    Beim Schreiben ziehe ich konsequent eine Zitierweise durch, die von der Hochschule oder dem Journal vorgegeben ist. Praktische Hinweise:

  • Füge Zitate sofort beim Schreiben ein — am besten mit dem Literaturverwaltungsprogramm.
  • Notiere bei jedem Zitat die Seitenzahl.
  • Exportiere die fertige Literaturliste erst am Ende, aber kontrolliere das Format zwischendurch.
  • Ich überprüfe unbedingt die Vollständigkeit: Autorennamen richtig geschrieben, DOI vorhanden, URL und Zugriffsdatum bei Online-Quellen. Kleine Fehler wirken unprofessionell und können Rückfragen provozieren.

    Organisatorische Tipps und Zeitmanagement

    Literaturrecherche ist zeitintensiv — plane sie ein. Ich arbeite mit Zeitblöcken: 90 Minuten intensive Suche, 15 Minuten Pause, 60 Minuten Lesen und Notieren. So bleibt die Konzentration hoch. Weitere Tipps:

  • Lege Meilensteine fest: erste Übersicht in 3 Tagen, tiefere Analyse in 10 Tagen.
  • Nutze Alerts (z. B. Google Scholar Alerts) für neue Publikationen.
  • Bei umfangreichen Projekten: regelmäßige Backups der Literaturdatenbank (z. B. Zotero-Backup).
  • Fehler, die ich gelernt habe zu vermeiden

    Aus meiner Erfahrung sind das die häufigsten Fallen:

  • Zu breiter Einstieg ohne klare Fragestellung — Ergebnis: Informationsflut.
  • Aufschieben des strukturierten Lesens — viele Arbeitsschritte häufen sich an.
  • Keine saubere Dokumentation von Quellenangaben — am Ende fehlen Daten.
  • Blindes Vertrauen in Suchergebnisse ohne kritische Bewertung.
  • Wenn du diese Fehler vermeidest, sparst du Nerven und Zeit.

    Wenn du möchtest, kann ich dir eine Vorlage für die Suchstrategie, eine Beispiel-Tabellenvorlage oder eine Schritt-für-Schritt-Checkliste für die Literaturverwaltung zuschicken. Sag mir kurz, welches Format du bevorzugst (PDF, Word, CSV für Tabellen) — dann passe ich es für dich an.

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